Kulinarisches_019: Shōjin Ryōri

Bei der letzten Wandertour war auch eine Nacht in einem buddhistischen Tempel (Shukubō) im Programm. Im Original waren das einfache Herbergen für wandernde Mönche. In Koyā-san gibt es statt Hotels gut 100 dieser Tempel mit offenen Türen für Touristen. Eine Besonderheit darin ist die Shōjin Ryōri, also die vegetarische buddhistische Küche. Ja tatsächlich, Japanisches Essen ohne Fisch. Wobei diese Esskultur zusammen mit dem Buddhismus ursprünglich aus China kam. Und dahinter steckt schon ein bisschen mehr als nur satt werden.

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Im Tempel auf dem Weg zum Zimmer

Im allgemeinen essen buddhistische Mönche vegetarisch, da sie Mitgefühl für alle lebende Wesen pflegen. Die Suppe basierte zum Beispiel auf einer in Japan üblichen Dashi, nur anstelle der Fischflocken werden Shiitake Pilze und Algen verwendet.Und nicht allein der Verzicht von tierischen Zutaten ist untersagt, auch Sachen wie Knoblauch oder Zwiebel werden anscheinend weggelassen. Einige Zutaten mit zu starkem Eigengeschmack, da diese potentiell den Appetit und die Sinnesfreuden steigern. Im Prinzip sollen alle verwendeten Zutaten Ihren Eigengeschmack betonen und nicht überdeckt werden. Das Essen dient jedenfalls nur der Gesunderhaltung, nicht dem Schlemmen. Und das Aufessen spielt auch eine wichtige Rolle. Selbst die Reisschale wird nach dem Essen mit Tee ausgespült und samt jedem einzelnen Reiskorn ausgetrunken.

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Der Mönch, der mir das Essen brachte, erklärte mir auch was in den Schüsseln drin ist. Tofu hat da z.B. eine wichtige Rolle in deren Mahlzeit. Ein paar Tofusachen waren mir immerhin davor schon bekannt, z.B. weicher Seidentofu (Kinugoshidofu),  fester Tofu (Momengoshidofu) oder die Tofuhaut Yuba. Aber das sind noch lange nicht alle Varianten.

Sehr typisch für Koyā-san ist zum Beispiel „Koya-dofu“. Ursprünglich um Tofu über die Wintermonate zu konservieren, ist es ein Gefriergetrockneter Tofu der in Brühe eingeweicht eine schwammige Konsistenz hat. Oder „Goma-dofu“, genau so eine lokale Spezialität. Aber nicht auf Sojamilch basierend, sondern geröstetem Sesam, Stärkepulver und einer Pflanzenwurzel. Die Mahlzeit wurde jedenfalls auf kleinen Tabletts aufs Zimmer gebracht und ehrlich gesagt war es für mich schon ein Schlemmergericht 😀

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